Wildtiere

Tag, unbearbeitet 2024

Verborgene Bewohner

Das Toggenburg ist Heimat zahlreicher Wildtiere. Sie folgen festen Wegen durch Wälder und Wiesen, nutzen Übergänge am Fluss und suchen Schutz in den Bergen. Diese Wechsel bleiben uns oft verborgen, doch ihre Spuren erzählen von einer dauerhaften Präsenz. Sie machen sichtbar, wie eng Tierwelt und Landschaft miteinander verflochten sind.

Rehe halten sich bevorzugt an den Übergängen zwischen Wald und offener Landschaft auf, wo sie Deckung und Nahrung zugleich finden. Gämsen sind in den felsigen Steilhängen unterwegs, während Rothirsche weite Streifgebiete nutzen und zwischen verschiedenen Waldzonen wechseln. Sie beeinflussen, welche Pflanzen wachsen können, und tragen so dazu bei, die Vegetation im Gleichgewicht zu halten.

Mit dem Steinbock ist ein Tier zurückgekehrt, das über Jahrhunderte verschwunden blieb und heute wieder in den Felsen des Alpsteins lebt – seine Hörner wachsen ein Leben lang und verraten sein Alter an den Jahresringen. Auch der Wolf hat sich in jüngster Zeit wieder angesiedelt. Er durchstreift grosse Distanzen und nutzt weite Korridore. Eine Rückkehr, die viel über die Dynamik zwischen Mensch und Wildtier aussagt und zugleich neue Fragen zum Zusammenleben aufwirft.

Über den Bergen ziehen Steinadler ihre Kreise, und immer öfter ist der Bartgeier zu sehen. Mit bis zu 2,80 Metern Spannweite ist er der grösste Vogel der Alpen und in seiner Ernährungsweise einzigartig: Er lebt fast ausschliesslich von Knochen, die er aus grosser Höhe auf Felsen fallen lässt, bis sie zerbrechen. Entlang von Thur und Necker taucht die Wasseramsel nach Insektenlarven – sie ist der einzige Singvogel, der unter Wasser jagt. Käuze und Eulen rufen in den Wäldern und auch kleinere Tiere wie Fuchs, Dachs oder Marder sind Teil dieses Gefüges, oft näher am Menschen, als man vermutet.

Eine besondere Rolle haben die Insekten. Wildbienen sind unermüdliche Bestäuber. Viele Arten leben nicht in Völkern, sondern einzeln. Sie suchen kleine Hohlräume in Totholz oder graben ihre Nester in sandige Böden. Ohne ihr Wirken gäbe es die Blütenfülle der Alpweiden nicht und auch im Tal bliebe mancher Garten karg. Schmetterlinge tragen ebenso zur Bestäubung bei. Manche Arten, wie der empfindliche Apollofalter, sind auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen und machen deutlich, wie eng das Überleben vieler Insekten mit der Vielfalt der Wiesen verbunden ist. So unscheinbar sie wirken – ihr Beitrag sichert das Funktionieren ganzer Lebensräume.

Über Generationen hat der Mensch das Leben der Wildtiere mitgestaltet, durch Nutzung, aber auch durch Schutz. Heute zeigt sich, dass ihr Überleben von einem Gleichgewicht abhängt: von ausreichend Rückzugsräumen, gesunden Beständen und einer Landschaft, die Platz für Tiere und Menschen zugleich bietet.

Wildtiere im Toggenburg

Seit Generation auf unsichtbaren Wegen durch die Natur – Wildtiere im Toggenburg

Mit erstaunlicher Gelassenheit bewegt sich der Steinbock durch das raue Gelände, ebenso wie die Gämse, die mit sicherem Tritt über steile Hänge springt. In den Wäldern ziehen Rothirsche lautlos durch das Dickicht, während Murmeltiere ihre Warnrufe pfeifen.
Diese Tiere sind Meister der Anpassung – doch ihr Leben folgt einem empfindlichen Gleichgewicht. Ein einziger unachtsamer Moment kann dieses Gefüge stören. Aufgeschreckte Tiere fliehen, verbrauchen kostbare Energie und verlassen sichere Rückzugsorte. Manche Jungtiere finden nicht mehr heim, ein verlassenes Nest bleibt oft ohne Rückkehr.
Jede Bewegung in der Natur hinterlässt Spuren – es liegt an uns, wie tief sie sind. Respekt bedeutet, Wildtieren Raum zu lassen. Wer innehält, still beobachtet und seine Anwesenheit bewusst gestaltet, wird mit Einblicken belohnt, die nur denen zuteilwerden, die mit offenen Augen und ruhigem Herzen unterwegs sind.

Von Blüte zu Blüte – Beständig und unentbehrlich

Sie gehören zu den wichtigsten Bestäuberinnen unserer Pflanzenwelt und sichern so einen grossen Teil unserer Nahrung. Was für uns selbstverständlich scheint, ist das Ergebnis unzähliger Flüge und pausenloser Arbeit. Ohne sie gäbe es kaum Kräuter oder Gemüse, kaum Früchte oder Nüsse. Kein Farbenspiel auf den Wiesen, keinen Duft in der Luft. Bienen: unermüdliche Helfer, die unsere Welt mit Leben erfüllen und die Natur in all ihrer Vielfalt erwachen lassen.
Mehr als 600 verschiedene Wildbienenarten leben in der Schweiz – viele davon hochspezialisiert. Ein Bienenhotel bietet ihnen sicheren Raum. Und nicht nur ihnen, auch andere Insekten nutzen die geschützten Hohlräume als Unterschlupf. Ein kleines, wildes Miteinander – unscheinbar, aber ökologisch bedeutsam.
Dieses Refugium für Bienen und Insekten ist mit viel Hingabe von Kindern der Jubla Neutoggenburg gebaut worden – als Beitrag zur Lancierung des Thur- und Neckerwegs – am 27. September 2025.

Tag, unbearbeitet 2024