
Alpiner Ackerbau
Getreidefelder auf über tausend Metern Höhe sind keine Selbstverständlichkeit. Die kurze Vegetationszeit, kühle Nächte und wechselhaftes Wetter stellen hohe Ansprüche an die Pflanzen. Dinkel und Roggen, aber auch Hafer und Gerste haben sich hier als robust erwiesen. Damit gehörte das Toggenburg zu den wenigen Regionen der Schweiz, in denen alpiner Ackerbau möglich war und über lange Zeit eine tragende Rolle spielte.
Über Jahrhunderte lebten die Menschen im Toggenburg von einer gemischten Landwirtschaft: Viehhaltung und Ackerbau ergänzten sich. Auf den Äckern wuchsen Getreide, während Milch und Käse die Ernährung abrundeten. Roggen war das wichtigste Brotgetreide – dunkel, kräftig und gut lagerbar, Dinkel erwies sich als besonders nahrhaft. Gerste wurde für einfache Speisen und Getränke genutzt und Hafer war wichtig für Brei sowie als Futterpflanze. In Wildhaus-Alt St. Johann standen mehrere Mühlen, die das Korn der Umgebung verarbeiteten.
Mit den veränderten Klimabedingungen der «kleinen Eiszeit» wurden die Ernten unsicher. Fröste und Nässe schmälerten die Erträge, und die Landwirtschaft verlagerte sich zunehmend auf Viehhaltung. Viele Felder verschwanden, wurden zu Weiden. Das Wissen um den Getreideanbau geriet in den Hintergrund. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Korn aus Not wieder ausgesät, um die Versorgung sicherzustellen. Den eigentlichen Neubeginn wagten Landwirte erst Ende des 20. Jahrhunderts, als sie begannen, alte Sorten wie Dinkel und Roggen wieder auszusäen. Vorreiter wie Jakob Knaus legten erste Flächen an und ebneten damit den Weg für eine Rückkehr des Getreideanbaus in der Bergregion.
Heute werden im Toggenburg und rund um den Alpstein auf mehr als zwanzig Hektaren wieder Getreideflächen bewirtschaftet. Bauern und Bäckereien arbeiten in einem regionalen Netzwerk zusammen, das kurze Wege und transparente Herkunft garantiert. Aus dem heimischen Korn entstehen in den Toggenburger Bäckereien Brote, die die lange Tradition des alpinen Ackerbaus fortführen und zugleich Ausdruck einer modernen, eigenständigen Landwirtschaft sind. In einer Höhenlage, die in der Schweiz bis heute selten geblieben ist.
Getreideanbau im Berggebiet
Was vom 14. bis 17. Jahrhundert im Obertoggenburg weit verbreitet war, schlägt heute neue Wurzeln: der Getreideanbau. In der Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann standen einst vier Mühlen, die das lokal geerntete Korn verarbeiteten. Flurnamen wie Gerstenboden, Ackeren oder Grindacker erinnern bis heute daran. Mit den veränderten klimatischen Bedingungen während der «kleinen Eiszeit» wurde der Ackerbau zunehmend schwieriger und geriet nach und nach in Vergessenheit. Erst während des Zweiten Weltkriegs wurde er aus Not erneut betrieben.
Heute wird rund um den Alpstein auf über 20 Hektaren wieder angesät: Dinkel, Gerste, Hafer, Roggen und Weizen. Ergänzt wird der Anbau durch Kulturen wie Kartoffeln, Mais und Raps. Erste Versuche wagte Vorreiter Jakob Knaus bereits 1996. Inzwischen hat sich ein regionales Netzwerk entwickelt – vom Anbau bis zur Verarbeitung. Ein Stück Toggenburg – erhältlich in den Bäckereien der Region.
